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Sebastian Pütz

Landesstipendium Bildende Kunst 2023 mit der SV SparkassenVersicherung für Sebastian Pütz

© Sebastian Pütz

Vita / Sebastian Pütz

Jurybegründung

Sebastian Pütz befasst sich in seinem künstlerischen Werk mit den Schnittstellen zwischen den Techniken und Materialien analoger und digitaler Fotografie, um daraus eine hybride, fotobasierte Vorgehensweise zu entwickeln.

Geboren 1975 in Erfurt, absolvierte Sebastian Pütz zunächst ein Studium der Sozialpädagogik in Dresden. Ab 2002 studierte er künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Timm Rautert und Christopher Muller und machte 2010 ein Diplom in Bildender Kunst. Seit 2003 werden seine Arbeiten in Ausstellungen präsentiert, zuletzt 2018/19 in der von einem Katalog begleiteten Einzelausstellung „Vor einem Bild“ in der Kunsthalle Erfurt.

Geleitet wird Sebastian Pütz vom Interesse an den Entstehungsbedingungen fotografischer Bilder. Das können Fotografien aus der Frühzeit des Mediums sein, etwa die des englischen Fotopioniers Henry Fox Talbot, dem Erfinder, des Positiv-Negativverfahrens, oder aber eine anonyme, von einer Google-Kamera fabrizierte digitale Street View-Aufnahme. Verfahren und Algorithmen werden analysiert und in einem komplexen technischen Vorgang in eigene Bilder überführt. In der Serie „Negativ“, an der Sebastian Pütz seit 2015 arbeitet, wird etwa ein historisches analoges Negativ, das im Internet als Digitalisat zu finden ist, ausschnittweise durch kurzes Anschalten des Computermonitors auf sensibilisiertes Baryt-Fotopapier belichtet, um es solcherart in ein analoges Bild, ein Fotogramm, rückzuübertragen. In der 2018 aufgenommenen Arbeit an „Color“ wiederum wird klassisches Fotopapier durch Becken mit Farbe für den Digitaldruck gezogen. Das Ergebnis ist kaum mehr klassifizierbar, die Grenzen zwischen Malerei, Grafik und Malerei verschwimmen.

Ein medienarchäologischer Ansatz verbindet sich in Sebastians Pütz‘ Schaffen mit dem experimentellen Ausloten zeitgenössischer bildgebender Verfahren, und das in einer medienkritischen Herangehensweise. Angesichts der potentiell endlos fortzusetzenden Bilderschleifen in der Verwandlung vom Analogen ins Digitale und zurück stellen sich Fragen nach der ubiquitären Verfügbarkeit und massenhaften Produktion digitaler Bilder ebenso wie die nach einem Urbild oder Original, verbunden wiederum mit der Frage der Autorschaft. Der Immaterialität digitaler Bilder wird dabei eine neue Form der physischen Präsenz entgegengestellt.

Die Verleihung des Landesstipendiums Bildende Kunst an Sebastian Pütz bedeutet die Unterstützung einer Arbeit, die in ihrer bisherigen Stringenz und in der gelungenen Kombination von fototheoretischer Auseinandersetzung und medienpraktischer Anwendung die Jury überzeugt hat. Die zwei von Sebastian Pütz eingereichten Vorhaben versprechen die Weiterentwicklung der ihn beschäftigenden Thematik mit neuer Ausrichtung. Aus dem geplanten Geräte- und Materialmix analoger und digitaler Herkunft im Befüllen einer Druckerpatrone mit Entwicklerflüssigkeit wird eine neue Kategorie von „Photo“ – so der Titel – hervorgehen, wie auch „Bild“ als zweite im Rahmen des Stipendiums zu realisierendes Projekt in seiner besonderen Haptik – zurückgehend auf abgeschliffene Partikel von belichteten Fotopapieroberflächen – ein neuartiges und aufregendes Erleben von Bildern zu werden verspricht.

Dr. Agnes Matthias
Mitglied des Kuratoriums der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen

Graues Licht, Ausstellung im KunstForum Hannah Höch Gotha

Graues Licht, Ausstellung im KunstForum Hannah Höch Gotha

Ausstellungsansicht Kunsthalle Erfurt, 2018

Ausstellungsansicht Kunsthalle Erfurt, 2018

Ausstellungsansicht Kunsthalle Erfurt, 2018

Ausstellungsansicht Kunsthalle Erfurt, 2018

Ausstellungsansicht Kunsthalle Erfurt, 2018

© Sebastian Pütz